Konzeptionelle Grundlagen

Veronika therapeutische Arbeit Drobeck

Als Basis unserer Arbeit kann die Beziehungs- und Prozessgestaltung im Beziehungsdreieck Klient – Tier – Bezugsperson, genannt werden. Zudem kann durch das s.g. „Mehrkanallernen“ Lernen parallel auf vielerlei Ebenen gefördert werden. „Je mehr neuronale Schaltungen wir im […] Hirn aktivieren, umso intensiver fördern wir vernetztes Denken und Lernen. Und wir lernen optimal und intensiv, wenn möglichst viele Sinne und beide Hirnhälften eine gelungene Symbiose eingehen.“ (Manfred Spitzer)

In der Tiergestützten Interaktion findet dieses „Mehrkanallerenen“ statt. Es wird über Haptik, Emotion, Gestik, Respekt, Empathie, Regellernen, Olfaktorik, Kognition, Verantwortung und Sinne gelernt (vgl. Benzing 2012).

 

Neben kognitiven Prozessen können in der Tiergestützten Pädagogik kommunikative, soziale sowie körperliche Kompetenzen gestärkt werden. Zudem werden Aufmerksamkeit und Wahrnehmung, Emotion und Bildung sowie sprachliche und stimmliche Kompetenzen gefördert (siehe Förderbereiche/ Wirkungen).

 

Unsere pädagogische und tiergestützte Arbeit richtet sich neben der Methodik des Mehrkanallernens nach den Zielen des Bildungskonzepts der Lebensgestaltungsorientierung nach Kurt Möller. Diese folgen, sobald das Konzept veröffentlicht wurde.

 

 

 

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Wirkungen/ Förderbereiche

 

„Tiere sind eindeutig – Tiere sind ehrlich – Tiere sind authentisch – Tiere stärken die Selbstheilungskräfte“

 

Psychische und soziale Wirkungen von Tieren

 

1. Stabilisieren der Befindlichkeit: bedingungslose Akzeptanz und Zuneigung, Bestätigung, Trost, Ermutigung, Zärtlichkeit und körperliche Nähe, Begeisterung

 

2. Förderung von positivem Selbstbild, Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein: konstante Wertschätzung, Erfahrung von Selbstwirksamkeit, Bewunderung erfahren, Gefühl, gebraucht zu werden, Verantwortungsbedarf, Bewältigungskompetenz

 

3. Förderung von Kontrolle über die Umwelt und sich selbst: Kontrollerfahrung durch Pflege, Versorgung, Führung, Gehorsamkeitserziehung; dabei Selbstkontrolle, Sensibilisierung für eigene Bedürfnisse und Ressoucen, Copingfähigkeiten, Kompetenz, Zutrauen

 

4. Förderung von Sicherheit, Selbstsicherheit und Abbau von Angst: bedingungslose Akzeptanz, wertfreie konstante und kontinuierliche Zuneigung, unkritische Bewunderung, unbedrohliche und belastungsfreie Interaktionssituationen, einfache, basale Lebenserfahrungen

 

5. Stressreduktion, Beruhigung und Entspannung: Änderung der Wahrnehmung und Interpretation von Belastungen, Gelassenheit, Trost, Beruhigung, Ablenkung von Angst machenden Stressoren, Umbewertung von belastenden Ereignissen, Aufwertung kleiner Freuden

 

6. soziale Integration: Erfüllen des Bedürfnisses nach Anschluss, Zusammensein, Geborgenheit, Erfahrung von Nähe, Gemeinsamkeit

 

7. Regressions-, Projektions- und Entlastungsmöglichkeit: stilles Zuhören, Emörlichen von affektiver Entladung und emotionaler Offenheit, Erinnerungsstütze, Identifikations- und Projektionsfläche

 

8. antidepressive und antisuizidale Wirkung: Gemeinsamkeit, Vertrauen und Vertrautheit, sicherer Halt und emotionale Zuwendung, Reframing von Stresserlebnissen, Förderung einer aktiven Bewältigungsstrategie, Förderung von Aktivität, Verantwortung, Bezogenheit, Trost und Ermutigung, Erleben von Freude, Spontanität und Spaß

 

9. Aufhebung von Einsamkeit und Isolation: direkt durch den Tierkontakt, indirekt durch die Förderung zwischenmenschlicher Interaktionen in Gegenwart von Tieren – „Sozialer Katalysator“, Erleichterung der Kontaktaufnahme durch „Eisbrecher“- Funktion

 

10. Nähe, Intimität und Körperkontakt (vgl. Nestmann 1994)

 

 

 

Kognitive, kommunikations/ wahrnehmungssteigernde Auswirkungen

 

1. Wahrnehmung und Kommunikationsfähigkeiten werden gestärkt (stimulierende Aktivierung durch das Tier) (vgl. Havel 1996)

 

2. es werden Lernprozesse in Gang gesetzt (Tiere als kognitiver Katalysator, Kinder und Jugendliche seien Aufmerksamer, bei Anwesenheit eines Tieres, was sie offener für Lernprozesse macht) (vgl. Jonas et al 1998)

 

3. Verbesserung des Spracherwerbs sowie den sprachlichen Fähigkeiten (Tiere als geduldiger Zuhörer und gleichzeitig attraktiver Stimulus zur Benutzung von Sprache) (vgl. Endenburg et al 1995)

 

4. „Ein Hund erhöht die Lust am Lernen und an Leistung, er hilft mit, Teamfähigkeit ebenso zu entwickeln wie Kommunikationsfähigkeit, er fördert Verantwortungsbewusstsein, Arbeitsdisziplin und Problemlösefähigkeit, er vermittelt aber auch seelische Ausgeglichenheit und Wohlbefinden.“ (Bergler et al 2007)

 

 

 

Physischen und physiologische Wirkweisen des Mensch- Tier- Kontakts

 

1. Herz- Kreislauffunktionen: Senkung von Blutdruck und Herzfrequenz, Puls- und Kreislaufstabilisierung (über Streicheln, reine Präsenz)

 

2. Bewegungsapparrat: Muskelentspannung (über Körperkontakt, entspannte Interaktion)

 

3. Nervensystem: Biochemische Veränderungen und neuro-endokrine Wirkungen; Schmerzverringerung, Beruhigung und euphorische Effekte durch Freisetzung von Beta- Endorphinen, Stabilisierung des Immunsystems (über erregungssenkendes Lachen und Spielen)

 

4. Verbesserung des Gesundheitsverhalten: allgemeine motorische Aktivierung, Bewegung an der frischen Luft/ Spiel, Muskulaturtraining, Aktivierung der Verdauung, Anregung zu besserer Ernährung, Anregung zu besserer Körperpflege, Reduzierung von Übergewicht, Reduzierung von Alkohol- und Nikotingenuss, Förderung von Regelmäßigkeit/ Tagesstruktur

 

5. Reduzierung von Stress

(vgl. Nestmann 1994)

 

 

 

Förderbereiche/ Ausbau und Stärkung demnach von

 

kommunikativen Kompetenzen

 

sozialer Kompetenzen

 

körperlicher Kompetenzen

 

Aufmerksamkeit und Wahrnehmung

 

Emotionen/ Bindung

 

Kognition/ Lernen

 

sprachlicher und stimmlicher Kompetenzen

 

 

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Lebensgestaltungsorientierung "KISSeS" nach Kurt Möller

 

Unsere pädagogische und tiergestützte Arbeit richtet sich neben der Methodik des Mehrkanallernens nach den Zielen des Bildungskonzepts der Lebensgestaltungsorientierung nach Kurt Möller

 

Lebensgestaltung ist…

…die Suche nach einem erfüllten Leben!

 

Lebensgestaltungsorientierung nach Kurt Möller („KISSeS“)

 

(Lebens)Kontrolle - Bedingungen der eigenen Lebensführung und Möglichkeit zur Selbstbestimmung über die Bedingungen von Abhängigkeiten unter Entscheidungsalternativen (dazu gehört Orientierung erwerben und behalten, Identität aufbauen und sichern zu können, Selbstwirksamkeit und Handlungssicherheit verspüren sowie die Beeinflussbarkeit und Planbarkeit der Lebensbedingungen mittels Partizipationsmöglichkeiten zu sichern)

 

 

Integration – Vorhandensein von Kommunikations- und Kooperationskontexte mit wechselseitiger Verständigung (dazu gehört die Integrität der eigenen Person gewahrt zu wissen, sich zugehörig zu empfinden, Teilhabemöglichkeiten zu erleben, Selbstwertbestätigungen zu erlangen, Realdemokratie erleben sowie sozialen Rückhalt zu erfahren)

 

 

Sinnliches Erleben - von positiver Wertigkeit (Empfänglichkeit für Sinnesempfindungen und sich an sie anschließende psychische Zustände, Möglichkeit zur Hingabe an Sinnesempfindungen, ggf. Um/Gestaltung von entsprechenden Erlebensbedingungen

 

 

Sinnerfahrung & Zuschreibung – wird bestimmt über Identität und Differenz, dient der Komplexitätsreduzierung, Kontingenzbearbeitung und Kosmierung, dem Identitätserhalt sowie Weltdistanzierung

 

 

erzeugt

 

Selbst und Sozialkompetenz - wie Fähigkeit zum Perspektivenwechsel, Empathie, Reflexivität, Rollendistanz, Impuls- und Affektkontrolle, Verantwortungsübernahme, verbale Konfliktfähigkeit, Offenheit und Neugierde gegenüber Neuem, Ambivalenz- und Frustrationstoleranz, Sensibilität gegenüber den eigenen Bedürfnissen und den Bedürfnissen anderer. Handlungssichere Identität – zu wissen wer wir sind und gut finden, dass wir so sind wie wir sind/ Gleichgewicht zwischen Exklusivität bzw. Einzigartigkeit und sozialer Anschlussfähigkeit sowie positiver Selbstwert, jedoch kritisch angesetzt (vgl. Möller 2012).

 

 

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Mein persönliches professionellesVerständnis sehe ich in dem vieldeutigen Begriff der Bildung. Im Folgenden deshalb meine ganz eigene Interpretation dieses Begriffs:

 

BILDUNG ist für mich:


Die Ausbildung, Entdeckung & Entfaltung der eigenen Kräfte + Stärken um das eigene Leben individuell gestalten zu können mit dem Ziel eines persönlich erfüllten und zufriedenen Lebens.

Der Bildungsprozess ist als Interaktionsprozess bzw. aktive Aneignung zwischen Individuum und Gesellschaft zu verstehen. Hierbei geht es sowohl um die kritische Reflexion von Gesellschaftsstrukturen als auch um die kritische Reflexion der eigenen Identität, i. S. einer ständigen Identitätsprüfung von persönl. Ideal und Realität (Bildung als Selbstfindung).

Ziel und Perspektive meiner Arbeit ist die individuelle Lebensgestaltung meiner Klienten. Dabei verstehe ich mich als unterstützender und stärkender Faktor  bei der Schaffung von entsprechenden Lebensverhältnissen oder Aneignung von Selbst- und Sozialkompetenzen i.S. von Hilfe zur Selbsthilfe. Zu dessen Umsetzung sehe ich neben Alltagsorientierung und Lebensweltbezug, Bindungs- und damit Beziehungsarbeit sowie eine grundlegend wertschätzende Haltung als unabdingbar.

 

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